• Der Vollständigkeit halber seien hier noch die jüngsten Streckenänderungen in Imola erwähnt. So wurden praktisch sämtliche Asphaltauslaufzonen rund um den Kurs rausgerissen und durch Kiesbetten ersetzt. Das betrifft die Kurven Piratella, Acque Minerali und Variante Alta. Einzig in Acque Minerali ist ein kleiner Asphaltstreifen verblieben. Das ist auch die einzige Stelle, an der eine Asphaltauslaufzone aus meiner Sicht Sinn ergibt.

    Imola reiht sich damit ein in mehrere Rennstrecken, die mittlerweile wieder zu Kiesbetten zurückkehren. Die jüngsten Änderungen in Imola sind jedoch die vorläufig umfangreichsten. Auch aufgrund der positiven Reaktionen der Fahrer darf dieses Rennwochenende damit wohl als Durchbruch für die Rückkehr der Kiesbetten gewertet werden. Von den Betonauslaufzonen in den 80er-Jahren einmal abgesehen, ging der Trend lange ja in eine ganz andere Richtung:
    1999/2000: Mit Sepang und Indianapolis kommen die letzten neugebauten Strecken in den Kalender, welche noch ausschließlich mit Kiesbetten versehen sind.
    Ab 2001: Die ersten bestehenden Auslaufzonen werden asphaltiert. Dies geschieht jedoch noch derart behutsam, dass kaum ein Fan Notiz davon nimmt. Erst ab dem Folgejahr setzt eine regelrechte Asphaltierungswut ein. Asphaltiert wird viel und großflächig. Die Sinn-Frage hinter vielen dieser Maßnahmen wird nicht gestellt.
    2004/2005: Mit Schanghai, Shakir und Istanbul kommen die ersten Rennstrecken in den Kalender, welche konsequent auf Asphaltauslaufzonen setzen. Die FIA nennt sie "die neuen Super-Strecken". Gleichzeitig kommt das leidige Thema Tracklimits langsam auf.
    Bis ca. 2010: Aufgrund zahlreicher Asphaltierungsmaßnahmen existiert mittlerweile kaum noch ein ernstzunehmendes Kiesbett. Jedoch setzt sich auch aufgrund einiger Unfälle langsam die Erkenntnis durch, dass Asphalt allein auch nicht die optimale Lösung ist. Vielmehr braucht es zumindest eine Kombination mit einem Kiesbett, um beispielsweise auch Fahrzeuge, die sich überschlagen haben oder rutschende Motorräder abbremsen zu können. Auch gibt es kaum noch eine Strecke, auf der gefahren werden kann, ohne zuvor stundenlang die Tracklimits zu thematisieren. Dennoch erfolgen bis 2020 noch einige weitere Asphaltierungen bestehender Kiesbetten. Anders als früher wird jedoch zunehmend die Sinn-Frage gestellt. Jede neue Asphaltierung ruft einen regelrechten Fan-Aufschrei hervor, siehe die Parabolica in Monza.
    2021: Barcelona baut die Kurve "La Caixa" auf die alte Variante zurück und setzt beim Rückbau wieder überwiegend auf ein Kiesbett.
    2022: Auch in Spa wieder umgebaut. An mehreren Stellen wird in den Auslaufzonen Asphalt durch Kies ersetzt. Dies soll vor allem die Diskussionen um die Tracklimits reduzieren.
    2023: Mit dem Verzicht auf die letzte Schikane geht Barcelona wieder komplett zurück auf die Streckenvariante zur Jahrtausendwende. Auch in der neuen/alten Europcar-Kurve entsteht wieder ein Kiesbett.
    2024: Mit der letzten Kurve in Schanghai wird erstmals eine Auslaufzone, welche originär aus Asphalt bestand, zu einem Kiesbett umgebaut. Auch in Imola kommt es zu den oben beschriebenen Umbauten. Für Spielberg und Monza sind ebenfalls neue Kiesbetten angekündigt.

    Schade, dass es so lange gedauert hat, bis die Nachteile von Apshaltauslaufzonen auch in den Köpfen der Verantwortlichen angekommen sind. Unter Jean Todt wäre die aktuelle Rückkehr zum Kiesbett wohl niemals möglich gewesen. Wenn man bedenkt, um wie viele tolle Szenen und Rennen die Fans in all der langen Zeit beraubt wurden, kann man schon ein bisschen wehmütig werden. Umso wichtiger ist es, dass die Kiesbetten nun rasch, zahlreich und dennoch mit Vernunft zurückkehren.

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